Freewriting für unverfälschte und bessere Texte

Häufig ist es die eigene Anspruchshaltung, den perfekten Text aufs Papier zu bringen, der uns davon abhält, etwas aufs Papier zu bringen. Die Methode des Freewritings lässt dich in den Schreibfluss kommen.

Wie funktioniert Freewriting?

Freewriting ist eine innere Haltung einen Text zu schreiben, nämlich „einfach drauflos“.

  • Du wählst ein Thema, einen Begriff oder eine Frage als Ausgangspunkt.
  • Stelle dir einen Wecker, beispielsweise den Timer von deinem Handy. Ich würde mit sieben Minuten beginnen. Später mit ein bißchen Übung kannst du dich auf 10, 15 oder 20 Minuten steigern.
  • Beginne einfach zu schreiben, was dir durch den Kopf geht in Bezug auf das Thema, das du dir gesetzt hast.
  • Die wichtigste Regel dabei ist: setze den Stift nie ab! Deine schreibende Hand bleibt immer in Bewegung. Das ist wichtig, denn sobald du aufhörst zu schreiben ist das Freewriting nicht mehr effektiv.
  • Du solltest dich nicht korrigieren. Lies nicht was du geschrieben hast, sondern schreibe einfach weiter. Schau nicht auf die Rechtschreibung, auf die Grammatik oder auf Wortwiederholungen. Du solltest auch nichts löschen oder wegstreichen.
  • Im Grunde geht es darum, die Kontrolle zu verlieren und einfach deinen Gedanken zu folgen. Es ist ok, wenn dabei totaler Blödsinn entsteht.
  • Wenn dir mal nichts mehr einfällt, dann schreibe einfach „mir fällt nichts mehr ein“ oder wiederhole das letzte Wort, das du geschrieben hast immer wieder, bis dir wieder etwas einfällt.
  • Wenn die Zeit um ist, dann schreibe den Gedanken, den du gerade hast, zu Ende und dann höre auf zu schreiben.
  • Werte dann dein Freewriting aus: markiere dir gute Ideen, Formulierung, Gedanken. Füge gegebenenfalls Kommentare dazu und schreibe vielleicht zum Abschluss einen Kernsatz, der eine zentrale Erkenntnis deines Freewritings zusammenfasst.

Warum ist Freewriting sinnvoll?

Freewriting schaltet den inneren Zensor aus

Schreibblockaden entstehen aus der eigenen Anspruchshaltung, sofort den perfekten Text aufs Papier zu bringen. Sie führt dazu, dass wir uns beim Schreiben ständig unterbrechen lassen. Während wir Worte aufs Papier bringen, korrigieren wir unseren Text ständig im Hinblick auf Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung und „unakzeptable“ Gedanken und Gefühle. Im Freewriting konzentrierst du dich auf die Inhalte und deine Gedanken und nicht auf die Schönheit deiner Formulierungen oder die formale Richtigkeit des Textes. Deine rechte Gehirnhälfte, die für deine kreative, konzeptionelle und ganzheitliche Seite zuständig ist, wird verstärkt und die linke, detailverliebte, analytische Seite in den Hintergrund gedrängt.

Freewriting führt zu besseren Texten

Indem Freewriting den inneren Zensor ausschaltet, erhältst du Zugang zu unverfälschten Gedanken. Es ist egal, was beim Freewriting herauskommt. Du urteilst nicht über den Text, während du schreibst. Dabei kommen häufig erstaunlich gute Texte zustande, vor allem wenn man Freewriting häufiger praktiziert. Du kennst das vielleicht auch vom gesprochenen Wort. Wenn etwas direkt aus deinem Herzen kommt und dir sehr wichtig ist, dann liegt oft eine besondere Wahrheit oder Tiefe in dem Gesagten. Freewriting funktioniert ähnlich. Indem du den Korrektor ausschaltest, kannst Du Ideen, Gedanken, Texte formulieren, die direkt aus deinem Inneren kommen und häufig eine hohe Kohärenz aufweisen.

Freewriting stärkt dein Vertrauen in dein eigenes Schreiben

Teilnehmende meiner Seminare sind immer wieder erstaunt, wieviel Text sie in so kurzer Zeit produzieren können und welche Qualität ihre Texte im Freewriting haben. Indem du Text produzierst, kannst du erst sehen, dass du schreiben kannst. Wenn du absichtslos und planlos Texte verfasst, die nichts Brauchbares enthalten müssen, kannst du viel freier und müheloser schreiben. Du siehst auf diese Weise zu was du fähig bist und welche tollen Texte du in kurzer Zeit verfassen kannst.

Freewriting hilft dir, deine eine eigene Stimme zu entwickeln

Schreibblockaden entstehen durch die Angst von wissenschaftlich Schreibenden, die Gedanken anderer falsch wieder zu geben oder den Glauben, ihre Stimme werde im großen Spiel der Wissenschaft sowieso nicht gehört. Sie mühen sich ab, eine scheinbare wissenschaftliche Sprache zu imitieren. Der innere Zensor unterdrückt auf diese Weise die eigene Stimme. Vielleicht bist du nicht überzeugt, dass deine innere Stimme gut ist? Vielleicht haben andere an der Schule oder Universität deine eigene Stimme sogar schon kritisiert? Aber wenn du diese eigene Stimme nicht pflegst, dann kannst du sie nicht nutzen, um deine Perspektive in die Welt hinauszutragen. Mit Freewritings entdeckst du deine eigene Stimme: was habe ich dazu zu sagen? Mit regelmäßigem Freewriting entwickelst du deine eigene Stimme weiter und mit der Zeit wirst du feststellen, dass sie immer besser und prägnanter wird.

Freewriting ist ein Mittel gegen Prokrastination

Freewritings sind kurz – du investierst nur maximal zehn oder fünfzehn Minuten deiner Zeit. Also gibt es keine Ausrede, dass du keine Zeit zum Schreiben hast! Du kannst es immer tun, selbst wenn du müde bist und keine Lust zum Schreiben verspürst. Du musst nur wenig Energie und Motivation aufbringen, um Freewriting zu üben. Daher setzen viele Schreibende Freewritings ein, um ins Schreiben und einen Schreibflow zu kommen. So hilfst du dir ins Schreiben hinein und aus der Schreibblockade hinaus.

Ein Tipp für alle, die Freewritings nicht mit der Hand sondern mit dem PC ausüben möchten: Stelle einfach deine Schriftfarbe auf weiß und ändere sie erst bei der Auswertung deines Freewritings.

Freewritings kannst du einsetzen, um meinen Erfolgstipp in meinem Blogbeitrag 15 Minuten tägliches Schreiben führen zum Ziel umzusetzen. Die im Blogbeitrag beschriebenen Morgenseiten für den Schreibfluss sind eine Abwandlung des Freewritings ohne Themenvorgabe.

 

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