Der erste und mitunter auch schwierigste Schritt beim Schreiben einer Abschlussarbeit ist die Suche nach einem Forschungsthema. Hier findest du Tipps zur Themenfindung.
Deine Abschlussarbeit ist ein Projekt, das dich eine Weile lang begleiten wird. Du wirst viel Zeit investieren und statt im Sommer ins Freibad zu gehen an deinem Schreibtisch sitzen und schreiben. Es wird gute Tage geben und es wird auch schlechte Tage geben. Und gerade dann hilft es ungemein, wenn Du ein Thema gewählt hast, das dich wirklich, wirklich interessiert.
Dein Thema hat auch Signalwirkung. Es ist dein Aushängeschild für einen Job. Du signalisierst mit der Themenwahl Interesse an einem speziellen Gebiet. Wenn du ins Investmentbanking gehen möchtest, dann ist es wenig sinnvoll, über Konsumentenverhalten zu schreiben. Mitunter beweist du auch eine spezielle Methodenkompetenz.
Die Frage ist nun aber: wie findest du ein Thema, für das du brennst?
Fang bei dir selbst an
Du weißt selbst am Besten, was dich interessiert. Überlege dir, welche Fächer dich an der Uni besonders interessiert haben. Was hat dich fasziniert? Wo hast du ziemlich gut abgeschnitten? Wo hast du dich beim Lernen leicht getan? Mich haben beispielsweise schon immer Produkte und Marken und Meinungsforschung interessiert, somit war es klar, dass ich eine empirische Arbeit im Marketing schreiben möchte.
Überlege dir in welche berufliche Richtung du später einmal gehen möchtest. Dies ist ein Ansatzpunkt um zu schauen, welche Themen in diesem Berufsfeld gerade diskutiert werden.
Sprich mit Praktikern
Vielleicht hast du in deinem Bekannten- und Freundeskreis Personen, die schon arbeiten. Vielleicht kennst du Kollegen aus einem Praktikum. Vielleicht arbeiten Freunde deiner Eltern in Bereichen, die dich interessieren. Sprich mit ihnen und schau, was die Praxis derzeit interessiert. Du kannst mit ihnen auch Ideen diskutieren, die du hast. Teile deine Ideen mit möglichst vielen Menschen, denn selbst wenn nur du redest kommst du vielleicht auf Ideen, welche Themen interessant sein könnten. In der Diskussion mit Praktikern kannst du testen, ob deine Idee in der Praxis taugt oder sie inspirieren dich zu einer Idee, an die du vorher noch überhaupt nicht gedacht hast.
Sprich mit potenziellen Betreuern
Gibt es Betreuer an der Uni oder der FH, die du besonders magst oder die in einem Themenfeld gelehrt haben, das dich besonders interessiert hat? Viele freuen sich, wenn sie direkt von Studierenden angesprochen werden. Denn meist forschen sie selbst an einem Themenfeld, das sie weiter bringen möchten. Wenn du ein Thema bearbeitest, das Betreuer vorschlagen, dann schlägst du mehrere Fliegen mit einer Klappe. Erstens weißt du, dass dein/e Betreuer/in wirklich am Thema interessiert ist, über viel Wissen in diesem Bereich verfügt und du über dieses Hintergrundwissen eine bessere Betreuung bekommst. Zweitens verfügen Betreuer in der Regel über eine lange Erfahrung, ob ein Thema für eine Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit wirklich geeignet ist. Drittens wissen sie, ob es wirklich Forschungspotenzial in einem Themenfeld gibt, so dass es leichter fällt, eine relevante Forschungsfrage abzuleiten. Und manchmal hast du auch das Glück, dass deine Arbeit in ein Forschungsprogramm fällt. So hast du auch gleich Mitstreiter, die im selben Themengebiet forschen und mit denen du dich austauschen kannst.
Schau in die Praxis
Ich als Marketingwissenschaftlerin habe es zugegebenermaßen ziemlich einfach bei der Themenwahl. Immer wieder stoße ich bei meinem eigenen Konsumentenverhalten oder Beobachtung der Marketingpraxis von Unternehmen auf Dinge, die mich interessieren und aus denen ich dann ein Forschungsprojekt mache. Aber selbst wenn du nicht im Marketing forschst (das soll es ja auch geben), dann öffne deine Augen auf und sauge alle Informationen auf, die auch nur im Entferntesten zu einem Thema führen könnten. Eine gute Quelle sind beispielsweise Tageszeitungen, Social Media, Fachzeitschriften wie die Wirtschaftswoche oder brand eins, Berichte von Unternehmensberatungen, Ausstellungen etc. Auf diese Weise kannst du zumindest ein Thema finden, das die Praxis derzeit wirklich interessiert. Du bist sozusagen am Puls der Zeit.
Schau in die Forschung
Auch die Wissenschaft bietet genügend Anknüpfungspunkte, um ein Thema zu finden. In jeder Forschungsarbeit gibt es in der Regel ganz am Ende einen Abschnitt, der sich mit den Grenzen der Untersuchung oder mit Ideen für weitere Forschung beschäftigt. Du kannst diese Absätze als Ideenquelle nutzen. Schau in abgeschlossene Abschlussarbeiten deiner oder anderer Unis/FHs, dann hast du auch gleich eine Abschätzung, was von dir ungefähr verlangt wird. Schau in wissenschaftliche Journals und analysiere, was dort im Moment geforscht wird, woran du anknüpfen könntest. Es muss nicht immer so sein, dass du mit deinem Thema die Forschung einen großen Wurf machst. In der Regel reicht es bereits ein Thema aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, mit einem anderen theoretischen Hintergrund oder einer anderen Methode.